Um in den Wirren des Alltags nicht das große Ganze aus den Augen zu verlieren, schreibe ich einige Gedanken zur Zukunft der Schule auf. Es geht um Perspektiven: Wie kann der Unterricht für alle im Verlauf des Schuljahres und auch im kommenden Schuljahr weitergehen? Diese Gedanken stelle ich unter das Motto:
»Du darfst am Guten in der Welt mitarbeiten.«
Albert Schweitzer
Lehrer*innen sind gut ausgebildete, erfahrene Exptert*innen. Wenn sie den Mut haben, die veränderte Situation als Chance zu begreifen, dann kann für unsere Schüler*innen viel Positives erreicht werden. Es ist eine Chance, Neues zu lernen und vielleicht einigen Schüler*innen sogar besser gerecht werden zu können, als dies bisher der Fall war. Wir brauchen Mut und Zuversicht und die Bereitschaft, die Veränderung anzunehmen. Unseren Schüler*innen müssen wir Vorbild sein in der Bereitschaft, uns auf Unbekanntes einzulassen. Wir müssen ihnen zeigen, dass trotz der Komplexität, Ambiguität und Unsicherheit der Welt unsere Werte, für die unsere Schule steht, weiterhin fest sind.
ZIELSETZUNG
Wir müssen, entsprechend unserem (unveränderten) Bildungs- und Erziehungsauftrag, unseren Schüler*innen dazu verhelfen, die notwendigen fachlichen und persönlichen Kompetenzen zu erwerben, um das Ziel der Schule "Selbstverwirklichung in sozialer Verantwortung" auch in unserer veränderten und sich weiter verändernden Wirklichkeit zu erreichen.
ANNAHME:
Wir werden Schüler*innen nur punktuell im Präsenzunterricht sehen. Ein großer Teil des Lernens wird außerhalb der Schule stattfinden. Wir sehen unsere Schüler*innen seltener, dennoch bleibt Beziehung ein wesentliches Element unserer Arbeit.
FOLGERUNGEN:
Es wird erforderlich sein, Schüler*innen zu regelmäßiger Kontaktaufnahmen zu verpflichten - quasi eine neue Form der "Schulpflicht".
Lehrerteams, die für eine Schülergruppe verantwortlich sind, halten die Kontaktaufnahme nach und fordern sie auch ein.
Unterrichtsformate und didaktische Szenarien müssen der veränderten Situation angepasst werden. Die Rolle des Lehrers / der Lehrerin verändert sich. Aus der Distanz können wir - abgesehen von Erklärvideos - nicht lehrerzentriert unterrichten. Die Rolle ist in Zukunft immer mehr die eines Coaches. Dazu gehört z.B.
- Flipped Classroom: Die Erklärung wird, z.B. in Form von Videos, nach Hause verlagert. In den Präsenzzeiten findet Festigung, Übung und Hilfestellung statt - denn: viele unserer Schüler*innen können nicht alleine zuhause üben und lernen.
- Projektorietertes Arbeiten: die Präsenzzeiten können, vor allem auch in den Nebenfächern, dazu dienen, Lernwege gemeinsam zu planen, die die Schüler*innen dann im Projekt erarbeiten. Hierzu ist es erforderlich, dass Arbeitsschritte und erwartete Ergebnisse sehr transparent dargelegt werden.
- Wir werden den Schülern nur noch punktuell von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Um den Erfolg des Lernens auf Distanz überhaupt messen zu können, ist eine intensive Feedback-Kultur erforderlich. Das bedeutet, dass zu gestellten Aufgaben unbedingt Rückmeldungen gegeben werden müssen.
- Es müssen Wege gefunden werden, Schüler*innen einen Zugang zum Internet zu verschaffen, die dies bisher zuhause nicht haben.
- Lehrer*innen müssen notgedrungen ihre Arbeitsweise verändern. Die Kompetenz, ein gutes Unterrichtsgespräch führen zu können, hilft nicht mehr und die in mühevoller Arbeit erstellten Arbeitsmaterialen passen nicht zur Situation des Distanzlernens.
- Hierzu müssen sie sich vernetzen und austauschen, sich gegenseitig helfen. Sie müssen sich fortbilden, um Schüler*innen in Zukunft sowohl digital als auch analog helfen zu können.
Technisch sind drei Säulen erforderlich:
- ein datenschutzkonformes Messenger-System, welches asynchrone Kommunikation ermöglicht und gleichzeit den Teilnehmern ermöglicht, nicht permanent erreichbar sein zu müssen.
- eine Lernplattform zur Bereitstellung und Abgabe von Aufgaben, die möglichst auch interaktiv gestaltet werden können
- ein Videokonferenz-System um synchrone Kommunikation punktuell zu ermöglichen
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